Meine Mutter ist eine seltsame Person. Jedenfalls in meinen Augen.
Wir haben einen unterschiedlichen Charakter, so dass ich glaube, dass wir, wenn wir nicht verwandt wären, nichts miteinander zu tun hätten.
Ich verstehe mich mit meiner Schwiegermutter besser, als mit meiner eigenen Mutter. Nicht, dass wir streiten würden, wir haben einfach unterschiedlichen Meinungen zum Leben. Und meistens halte ich meinen Mund, da ich keine Lust auf einen Streit habe.
Meine Mutter ist sehr materialistisch und oberflächlich. Ein Geschenk muss teuer sein, egal ob es schön ist oder man es brauchen kann. Hauptsache es war teuer, bzw. ein Markenartikel. Nicht, dass sie teuere Sachen verschenken würde, sie hat ja schließlich kein Geld, (meint sie jedenfalls), aber sie erwartet teuere Geschenke.
Ihr glaubt gar nicht, wie viele Sachen ich schon habe, die ich nicht brauche und die mir nicht gefallen. Sie waren aber ursprünglich teuer und sie hat es im Sonderangebot bekommen. Ich habe nichts gegen Sonderangebote, ganz im Gegenteil, aber etwas zu kaufen, nur weil es jetzt billig(er) ist, ist doch schwachsinnig.
Ich würde mich mehr über ein billiges Buch freuen, als über einen Markentoaster, oder irgendeine Dekosache, die hässlich und für Julia gefährlich ist. Vor allem wenn wir schon einen Toaster haben und unsere Wohnung viel zu viele Dekosachen hat.
Ich verstehe sie zum Teil. In Polen war es ja nicht einfach. Da musste man damals viel mehr aufs Geld schauen und sparen usw. Aber Menschen nur nach Kleidung zu beurteilen bzw. zu kritisieren ist doch total blöd.
Anderes Punkt ist ihre Art und Weise ihr Selbstvertrauen aufzubauen.
Sie erwartet irgendwie von uns Kindern, dass wir sie immer loben und ihr zeigen wie toll sie ist. Sollte es nicht umgekehrt sein? Normalerweise sollte eine Mutter ihr Kind loben und das eigene Selbstvertrauen nicht (nur) über das Lob der eigenen Kinder aufzubauen. (Vor allem wenn dieser Lob fast erzwungen worden ist.)
Meine Mutter hat mich nie gelobt. Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, dass sie JEMALS so etwas gesagt hätte wie: „Gut gemacht“, „Es freut mich, dass Du …“, oder „Ich liebe Dich“.
Keine Kritik war lob genug. Das empfand ich als Kind/Jugendlicher als sehr schlimm.
Als ich mein Studium mit einem Notendurchschnitt von 1.3 geschafft habe, kam nur eine SMS mit folgendem Text: „Vater und ich freuen uns.“
Das war jedenfalls der einzige „Lob“, an den ich mich erinnern kann.
Ich versuche es jedenfalls bei meinen Kindern anders zu machen.
Ich wurde nicht geschlagen oder so. Bzw. bekam ich nur ganz selten ein paar Schläge auf den Hinterkopf, wenn ich wirklich etwas angestellt habe. Das fand ich nicht so schlimm, aber keine Liebesbezeugung, weder mit Worten noch körperlich fand ich schlimm.
Eine Umarmung gab es bei uns nicht.
Traurig aber war.
Ich versuche mein Selbstvertrauen über mich selbst, bzw. meine Taten aufzubauen. Natürlich bin ich auch auf Julia stolz und wenn sie irgendetwas Tolles kann oder macht, baut es mein Selbstvertrauen auf. Vor allem in meine Erziehung, aber eben nicht nur das.
Wenn ich z.B. in der Arbeit eine schwierige Aufgabe gelöst habe, stärkt das ebenfalls mein Selbstvertrauen. Ganz einfach, weil ich gemerkt habe, dass ich etwas gut kann.
Bei meiner Mutter ist so etwas zweitrangig. Sie baut ihr Selbstvertrauen dadurch auf, dass sie andere Leute schlecht macht.
Nach dem Moto: „Ich bin gut, weil andere schlecht sind.“
Um auf mein Beispiel von der Arbeit zu kommen. Meine Mutter baut ihr Selbstvertrauen über die Fehler von anderen auf. Auch wenn diese Fehler überhaupt nichts mit ihr zu tun haben.
Und über Lästereien. Alle Menschen sind schlecht. Alle Menschen sind böse. Alle Menschen sind blöd. Nur sie nicht.
Ein paar Beispiele, die mich regelmäßig ärgern:
Sie hat für mich schon Jahre im Voraus Babysachen gekauft. Zwar nur Mädchensachen, war aber ok, da ich ja ein Mädchen bekommen habe. Hin und wieder war ich deswegen zwar etwas irritiert, aber es hat mich gefreut so süße Babysachen zu bekommen. Jetzt kauft meine Mutter Babysachen für meine Schwester L. ein. L. plant aber momentan nicht Schwanger zu werden. Ist aber immer noch ok. Was ich aber etwas komisch finde, ist dass sie immer noch Mädchensachen einkauft. Ihre Begründung: „Bei uns in der Familie gibt es nur Mädchen“. (Nur weil sie 3 Töchter hat). Sie kaufte auch ein Kinderwagen und will noch ein MaxiCosi besorgen. HE? Wozu das denn? Bei mir auf dem Dachboden gibt es inzwischen ganz ganz viele Kartons voller Mädchenkleidung, die meisten Sachen schauen aus wie neu. Manche sind sogar neu, da sie der Julia nie gepasst haben. (Sommerkleidung hätte im Winter gepasst und umgekehrt).
Und wenn L. und ich nicht zufällig gleichzeitig schwanger werden sollten, kann L. ja die Kleidung, Kinderwagen und MaxiCosi jederzeit haben. Vor allem MaxiCosi ist ja nicht billig und unserer schaut fast aus wie neu.
Mein Kommentar dazu, dass wir ja einen MaxiCosi hätten und L. es jederzeit haben kann, wurde ignoriert.
Naja, wenn sie so viel Geld hat, soll sie es ausgeben. Aber mir dann nicht vorjammern, dass sie so arm ist.
Anderes Beispiel sind ihre Kommentare zur Erziehung/Ernährung von Julia.
Ich habe nichts gegen Ratschläge. Vor allem am Anfang freute es mich, wenn mir jemand helfen konnte. Aber zwischen Ratschlägen und Aufforderungen gibt es ein großes Unterschied. Und wenn ich ihre Ratschläge nach ersten Mal nicht befolge, werde ich sie auch nicht nach 1000000 Mal befolgen.
Ihre Ratschläge:
– „Gib ihr endlich etwas gescheites zum Essen“ : Julia war damals wenige Wochen (ca. 5-6) alt und mit gescheitem Essen, war Flaschennahrung gemeint. Muttermilch ist ja nicht so toll…
– „Gib ihr endlich etwas gescheites zum Essen“ : Julia war ca. 3 Monate alt und damit war Gläschennahrung gemeint.
– „Gib ihr endlich etwas gescheites zum Essen“ : Julia war ca. 6 Monate alt und dieses Mal meinte meine Mutter, dass ich für Julia selber kochen soll und nicht dieses „Mist“ (Gläschen) weiter geben soll.
– „Wann setzt Du sie endlich aufs Töpfchen“. Dieses Thema wurde zum ersten Mal angesprochen als Julia noch nicht mal 6 Monate alt war und ist momentan aktueller als je zuvor.
– „Sie muss endlich von dem Schnuller weg.“ : Da war Julia 8 Monate alt. (Jeder hat eigene Meinung zum Schnuller, aber darf ich bitte mein Kind so erziehen wie ich will?)
– „Du darfst sie nicht so sehr verwöhnen, sonst hängt sie dauernd an Dir dran. Sie muss lernen sich selbst zu beschäftigen!“ : Julia war damals zwischen 9 und 12 Monate alt. Sie konnte nur an der Hand laufen und wollte es auch dauernd tun. Somit sind wir dauernd mit ihr herumgelaufen, was meiner Mutter nicht gepasst hat. Als sie diesen Spruch an Julias ersten Geburtstag brachte, bin ich doch etwas ausgerastet. Denn ich sah es nicht ein, dass Julia sich an IHREM Geburtstag ALLEINE beschäftigen soll.
– „Julia kann sich aber gut alleine beschäftigen.“ : Vor kurzem. Somit war Julia ca. 20 Monate alt. Also habe ich es doch nicht so falsch gemacht, wie es mir prophezeit worden ist, oder?
– „Wann gibst Du sie endlich ins Kindergarten. Sie muss doch endlich Ordnung und Disziplin lernen.“ : Julia ca. 18 Monate alt. Muss ich noch etwas dazu schreiben? SO EIN BLÖDSINN! (Dieses Thema ist immer noch total aktuell.)
– „Du musst ihr abends immer eine Flasche Milch zum Trinken geben. Da können Kinder so gut einschlafen.“ : Auch vor kurzem. Somit war Julia bereits 21 (!!!) Monate alt und wollte nie eine Flasche zum Trinken haben. Außerdem: Und was ist mit Zähneputzen?
– Steht eine 52jährige Frau neben einem nicht mal 2 Jahre alten (22 Monate) Mädchen und sagt dauernd zu ihr mit Spot und Verachtung „Muttersöhnchen, Muttersöhnchen.“ Nur weil Julia nicht sofort an der Tür zu ihr hin gelaufen ist, als wir sie besucht haben, sondern sich an meinen Bein festgeklammert hat. Das ist doch nicht normal oder?
Das waren jetzt ein paar Beispiele, die mir so auf die Schnelle eingefallen sind.
Ich finde es jedenfalls total nervig und unmöglich, so dass wir meine Mutter ganz selten (alle 2-3 Monate) besuchen.
Durch ihren Blödsinn ist es für mich kein entspannter Besuch, sondern eine nervige Pflicht.
Schade, aber so ist es eben…